Dr. Eberwein im Wiesbadener Kurier über Akupunktur

Interview Akupunktur

Mein erstes Mal: Akupunktur

Bericht  im Wiesbadener Kurier mit Dr. Eberwein vom 28.04.2014

Von Julia Anderton

WIESBADEN – Was kann man nicht alles versuchen, um eine Erkältung zu verscheuchen! Hühnersuppe löffeln, Tee mit Honig trinken, Salbeibonbons lutschen, Schmerztabletten und Taschentücher bunkern. Oder aber, man lässt sich ein paar Nadeln ins Gesicht stecken. Ehrlich gesagt, bin ich etwas kritisch, was den Erfolg dieser Maßnahme angeht – schließlich kenne ich Akupunktur nur vom Hörensagen und assoziiere damit unweigerlich das fiese Antlitz des nadelgespickten Fieslings aus den „Hellraiser“-Horrorfilmen.

20 Nadeln im Schnitt

Dr. Hans Eberwein bleibt gelassen. Seit 35 Jahren betreibt er Akupunktur und hat sich 2009 mit seiner Praxis in der Grabenstraße niedergelassen, wo er vor allem Schmerzpatienten, aber auch Allergiker behandelt und bei Depression und Erschöpfung hilft. Pro Behandlung setzt er durchschnittlich 20 Nadeln und die sind gerade mal 0,2 Millimeter dünn. Offensichtlich piksen sie aber doch, denn bei Kindern und schmerzempfindlichen Personen setzt er Laser ein. „Aber wir machen das jetzt auf die traditionelle Weise!“, kündigt er schmunzelnd an. Immerhin darf ich mich hinlegen. Es ist angenehm warm im Raum, leise Musik ertönt. „Eine entspannte Atmosphäre ist wichtig, wir wollen ja die Energie harmonisieren“, erklärt Eberwein. Der Teil mit der Entspannung fällt mir aber doch etwas schwer, als die erste Nadel in meinem Gesichtsfeld auftaucht. Ein schneller Stich und schon sitzt sie irgendwo zwischen meinen Augenbrauen fest. Ich widerstehe tapfer dem Drang, zu schielen.

Seltsames Gefühl

Dr. Eberwein arbeitet sich rasch über Schläfen und Wangen Richtung Kinn vor. Obwohl es ein seltsames Gefühl ist, immer mehr feine Nadeln im Gesicht zu spüren, ist es überhaupt nicht schmerzhaft. Sie sind etwa einen halben Zentimeter tief in der Haut. „In China werden die Nadeln zwei bis drei Zentimeter tief gesteckt“, erzählt der Mediziner. Dort endet die Behandlung auch nicht nach 30 Minuten, sondern dauert locker die dreifache Zeit.

Nach dem Gesicht sind die Hände dran: In jede wird eine Nadel an einen sogenannten Fernpunkt (Meridiane) gesteckt, der mit den Nadeln im Gesicht korrespondiert. Durch Bewegung kann man diese stimulieren, aber ich bin froh, dass es in meinem Fall entfällt – der dumpfe Druck, den die kleinste Bewegung erzeugt, ist unangenehmer als jedes Piksen. Nach ein paar Minuten beginnt sich meine Haut warm anzufühlen, der Effekt hält auch noch an, als die Nadeln längst entfernt worden sind.

Tatsächlich ist meine Schnupfennase für etwa eine halbe Stunde frei, auch der Druckschmerz in der Nebenhöhle ist verschwunden. Zudem bin ich binnen weniger Sekunden gelenkiger geworden: Beim Bücken berühren meine Finger auf einmal mühelos den Boden, nachdem ich zuvor ein gutes Stück vor dem Knöchel hatte aufgeben müssen. Zauberei? Nein: Möglich machen das zwei auf Akupunkturpunkten aufgeklebte Ohrenpflaster, die die nächsten vier Tage an Ort und Stelle bleiben sollen. Klein, aber oho – somit ist die Aussage Dr. Eberweins, einen Hexenschuss mit einer Nadel aus der Welt schaffen zu können, absolut nachvollziehbar. Die Ohrenpflaster sind winzig, aber auch die Nadelstiche sieht man mir bis auf eine kleine Blutverkrustung an der Schläfe nicht an. Auch am Abend ist kein einziger blauer Fleck zu sichten. Dafür ist die Nase wieder zu. Aber die Nebenhöhlen bleiben schmerzfrei.

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